Dienstag, 18. Juni 2013


BÖTTCHER-NEWS JUNI 2013 PT#2

VON DEN LALAs, DER REVOLUTION, DER GIER & DER GNADE.

Hallo liebe Freunde,

willkommen auf dieser neuen Seite. Ich werde hier in Zukunft meine Newsletter posten, dazu gelegentlich womöglich noch ein paar andere Gedanken, Tourdaten, Updates, Ideen, Infos zu meinen Alben und Buchveröffentlichungen sowie weitere hysterische Dokumente und Tatsachen. :-) Ich grüße euch hier also herzlich aus meiner Schreibstube in Himmelherzhausen (das ist immer noch irgendwo südlich der Elbe, am Rande der Hansestadt Humbug). Bin grad zurück von ein paar Konzerten in der schönen Schweiz. Und ich hoffe von Herzen, dass es euch allen so gut wie möglich geht. Mir selbst geht es so lala (und jetzt soll mal bitte kein Witzbold sagen: Lala ist doch wohl das beste was einem Musiker passieren kann). :-)

Ich möchte euch aber hier das „La“ ersparen und mich stattdessen aufs „La“ beschränken. Das „La“ würde gewiss zuviel tristen Raum beanspruchen, das „La“ hingegen ist recht erfreulich (siehe den unteren Teil dieses Pamphlets). Aber, oh, apropos, na gut, wenn wir hier schon mal so gesellig beisammen sind, lasst mich vorab bitte doch wenigstens ein bisschen schwafeln; ist euch eigentlich auch schonmal aufgefallen, dass es überaus herausfordernd sein kann, auf die Frage „Wie geht's“ eine präzise Antwort zu geben?

Ich persönlich bin mittlerweile ja dermaßen allergisch gegen oberflächlichen Smalltalk, dass ich es meist nicht über mich bringe, jemanden zu fragen, wie es ihm/ihr geht, wenn es mich nicht wirklich interessiert. Blöd dabei ist natürlich, dass es mich meist interessiert (hach, wär' ich doch bloß ein Misanthrop geblieben oder wenigstens nicht meschugge geworden! :-)) Andersrum ist aber auch schwierig: Es fällt mir nämlich wirklich schwer, auf die Wie-geht's-Frage einfach bloß „Danke, gut“ oder „Danke, mies“ zu antworten, da das beides ja nie so ganz komplett der Wahrheit entspricht. Da fehlt ja in beiden Fällen immer ein einschränkendes „obwohl“ oder ein „aber“ - also im Sinne von: „Danke, gut, weil ich hab nämlich gestern im Lotto gewonnen – aber ich kann es nicht richtig genießen, weil ich gestern bei Gericht erfahren habe, dass ich wegen dieses Mordes an meiner Vermieterin, von dem ich übrigens ernsthaft dachte, er sei längst verjährt, doch noch lebenslänglich gekriegt habe.“ Oder „Danke, mies, ich hab ja Malaria und gestern hat mich auch noch mein Chef hochkant rausgeschmissen, weil ich in der Firmenküche versehentlich seinen Schokosahnedinkelmuffin mit meinem Sechskornbrötchen verwechselt und achtlos weggeputzt habe, aber hey, jetzt hab ich Zeit und die Sonne scheint, und, verdammt, wenn du wüsstest, wie sehr ich es liebe, wenn die Sonne scheint!“

Ihr versteht den Gedanken. Ich jedenfalls müsste eigentlich immer erstmal nachfragen, wenn jemand wissen will, wie's mir geht: „Meinst du jetzt das La oder das La?“ Aber nee, klar, das geht natürlich gar nicht. Die meisten Leute haben gar keine Zeit oder innere Kapazität für solch inflationäre Ausführlichkeiten oder gar - oh weh!- allzu Persönliches. Gar nicht auszudenken, wenn wir uns alle wirklich erzählen würden, wie es uns so geht! Das würde so unfassbar viel Zeit stehlen, die wir aber alle für viel wichtigere Dinge brauchen! Zum Beispiel für Facebook! Ironie aus, Ironie gleich wieder an (Wackelkontakt): Ich persönlich glaube ja, dass Facebook genau deshalb überhaupt erfunden wurde. Facebook ist die größtmögliche, gigantomanischste Smalltalkparty der Welt. Niemand will ernsthaft wissen, wie es den sogenannten Freunden geht, aber jeder will doch gern irgendeinen Satz ohne „aber“ über sich selbst loswerden. Vielleicht stimmt das aber auch alles gar nicht und Facebook ist auf versöhnliche Weise bloß das, was Ray Davies von den Kinks mal in einem Song über die (Frühzeit der) Fotografie schrieb: „People take pictures of each other just to prove that they really existed“. Und, nun ja, nun gut, vielleicht mache ich mich mit diesem Newsletter sogar verdächtig, auch bloß ein schnödes Foto zu solch profanem Zwecke zu machen und euch zu senden. Das ist aber irgendwie, seht's mir nach, ein ganz schrecklicher Gedanke – und deshalb gestand ich euch hier also vorab sowohl mein La, als auch mein La. Ihr versteht bestimmt. Der Schokosahnedinkelmuffin meines Chefs war übrigens richtig lecker, immerhin, ich bereue also nichts. :-)

Pff. Ich hab ja keine Ahnung, wie ich jetzt die Kurve zum informativen Teil dieses Rundschreibens kriegen soll. Versuch ich es also einfach mal ohne weiteres Schwafeln.

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NEUES ALBUM: „IV: REVOLUTION“ IM HERBST

Es gibt nämlich tatsächlich Neuigkeiten aus dem Künstlerhause Böttcher, und zwar nicht zu knapp: Tata. Im Herbst erscheint unser neues Album „IV: REVOLUTION“. Ich habe es mit meiner Band aufgenommen - dem Orchester des himmlischen Friedens, aka Henry Sperling, Karsten Deutschmann und Svenzen Urbatzka – dazu haben sich eine Reihe von ganz wunderbaren Gastsängern- und Musikern quasi die Studioklinke in die Hand gegeben :-) Viel mehr Details dazu dann nächstes Mal. Wir sind jedenfalls sehr froh und ein bisschen stolz, dass wir das Album nun dieser Tage fertigstellen. Es werden 16 neue Songs drauf sein, 6 weitere werden separat auf einer EP veröffentlicht.

Hier ist die Album-Tracklist:

Ouverture/ Zum Rand der Zeit/ N.O.A./34.Mai/ Gelobt S Land/ Ich denke nicht an dich/ Nur kurz zu Gast/ Liebe, Schatten, Angst + Licht (feat. Dania König) Der laute Teil der Stille/ Feuchte Straßen/ 4qm Jazz/ Sie irren sich/ Auf 'ner Wolke/ Schön dich zu sehen/ Ich traf Jesus in meinem Stammcafé (mit dem Chor des himmlischen Friedens)/ Gnade/ Sie breiten ihre Flügel aus

Das Album wird definitiv „anders“ klingen, als das letzte. Und ich wage mal zu behaupten, dass es ein noch intensiveres Hörerlebnis sein wird. Die titelgebende „Revolution“ ist übrigens – wer meine Kunst kennt, ahnt es natürlich schon - keine handelsübliche, natürlich schon gar keine primär politische oder gar gewalttätige. Diesmal also kein Sturm auf die Bastille Es geht vielmehr um eine Veränderung des Bewusstseins, um ein gemeinsames (im besten Falle aufrichtiges) Betrachten der eigenen Stärke und Schwäche in einer von uns selbst gezimmerten Leistungsgesellschaft, in der es überproportional viel Platz für Gier, Egozentrik, religiöse Überspanntheiten und Ellenbogenhauereien - aber kaum noch Platz für weite Horizonte, für Barmherzigkeit, Mitleid, Sanftmut und Gnade gibt. Soweit ich es beobachte, gilt das nicht nur für unser Außen, also unseren Blick auf andere, sondern auch für unser Innen, also für unsere Selbstliebe und Selbstachtung. Ich weiß dabei, dass ich nicht der Einzige bin, der sich von diesem soghaften Trubel da draußen oft überwältigt, in ihm allein und einsam fühlt. Aber was für einen Sinn hat es, immer so zu tun, als hätte man die Weisheit oder gar die Wahrheit von großen goldenen Löffeln gelutscht? Es kommt mir mittlerweile nicht nur sinnlos, sondern regelrecht schwachsinnig vor. Warum ist es nur so verdammt wichtig, immer recht zu haben und immer „erfolgreich“ zu sein? Ich hab ja vor kurzem hier schonmal den Ausspruch des Dalai Lama zitiert, der sagte: „Die Welt braucht nicht mehr Erfolgreiche, sondern mehr Liebende“.
Daher also der gewagte Titel für das Album – und dazu die gewagten, sehr persönlichen und leicht zerbrechlichen Songs. Wir hoffen wirklich sehr, dass es euch gefallen wird und würden uns natürlich ganz riesig freuen, wenn ihr euch angesprochen fühlt und an dieser Art von innerer „Revolution“ auf eure individuelle Weise teilhaben möchtet.

Wenn ihr mögt, schaut euch dazu bitte auch mal folgenden Link an. Es ist der erste von wahrscheinlich mehreren kleinen Filmchen, die das Album begleiten werden.

EPK REVOLUTION:



OFFENE WORTE

Wir haben nun insgesamt ein Jahr lang mit all unserer Leidenschaft und unserem Herzblut daran gearbeitet und jetzt beginnt wieder die Phase des ganzen Dealens und Zurrens und Planens. Da wir schon beim letzten Album „Viva Dolorosa“ beschlossen hatten, in Zukunft auf Deals mit externen Plattenfirmen zu verzichten und alles selber zu machen, wartet da jetzt wieder eine ganze Menge Hinter-den-Kulissen-Arbeit auf Henry, Karsten, Barry und mich. Wir sind ja alles gleichzeitig: Tellerwäscher, Produzenten, Musiker, Songschreiber, Autoren, Manager, Kaffeekocher, Konzertbooker, Buchhalter und Brotschmierer. Und so ganz nebenbei haben wir ja auch noch ein paar Jobs beim Fernsehen und so. :-)

SUPPORT YOUR LOCAL KÜNSTLER!

Und jetzt kommt's: ich möchte mich also hier erstmals trauen, euch diesbezüglich um Hilfe zu bitten (nein, nicht beim Brot schmieren). :-)

Wir werden nämlich zum ersten Mal auf einer sogenannten Crowdfunding-Plattform aktiv sein und möchten euch hiermit offiziell und von Herzen bitten, uns auf diesem Weg bei der physischen Herstellung des neuen Albums zu helfen. Das geht so: Wenn ihr mögt, surft doch bitte in den nächsten Tagen (es wird aus bürokratischen Gründen noch ein klitzekleines Weilchen dauern, bis unser Projekt dort erscheint) mal auf


und gebt dort „Jens Böttcher“ als Suchbegriff ein.

Ihr landet dann direkt bei unserem Album „IV:REVOLUTION“, könnt euch alles in Ruhe anschauen und es dann in verschiedenen Versionen vorab erwerben (die Varianten reichen vom normalen Kauf des Albums bis hin zu ganz schicken Limited-Editions und sogar exklusiven Konzerten bei euch zuhause :-) ) Das heißt also: Wir bitten euch nicht um ein Geschenk oder eine Spende, sondern darum, das Album einfach VOR dem offiziellen Erscheinen zu kaufen und uns damit bei der Finanzierung der Herstellung zu helfen. Ihr würdet uns damit wirklich sehr unterstützen. Ich weiß zwar aus Erfahrung in vergleichbaren Angelegenheiten und auch aus den Berichten anderer (sogar namhafter) Künstler, dass solche Bitten oft ungehört verhallen. Aber ich bitte euch jetzt dennoch und nichtsdestotrotz aus tiefstem Herzen, uns dabei zu helfen. Kunst ist ein kostbares Gut – die Künstler dabei oft auf sich allein gestellt (das Hungertuch immer in der Hand). Wenn ihr also jetzt zufällig denken solltet, dass ausgerechnet unsere Kunst es „wert“ ist: Support your local Künstler. :-) Danke sehr!

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Weitere Neuigkeiten

Abgesehen von der Arbeit am neuen Album und dem Beginn eines neuen Buchmanuskripts (das dann hoffentlich 2014 erscheinen wird), habe ich ein Kapitel für eine Weihnachtsanthologie verfasst, die zum Jahresende im Berliner Chrismon-Verlag erscheinen wird. Überdies werde ich zu einem gerade entstehenden, neuen Album von der wunderbaren Dania König einen Song beisteuern. :-) Details dazu dann bestimmt im nächsten Newsletter.

Unsere wöchentliche Miniserie „Neulich im Bundestag“ im Rahmen der Satiresendung Extra3 (ARD/NDR) erfreut sich derweil weiter großer Beliebtheit. Wir geben uns damit viel Mühe und versuchen, dem Wahnsinn der Welt mit einer Prise Humor zu begegnen. Besonders Henry glänzt ja immer wieder als Synchronsprecher(in) für unsere Bundeskanzlerin. :-)
Wenn ihr Lust habt, schaut und hört gern mal rein, zum Beispiel hier:

NIB- Weltweite Privatisierung“:


So, nun hab ich aber wohl wirklich genug von eurer Zeit geborgt... :-) hier nur noch, wie üblich, meine Zitate des Monats...

The world is a hellish place - and bad writing is destroying the quality of our suffering.“
(Tom Waits)

Das Leben ist eine Reise, die immer heimwärts führt“
(Hermann Melville)

Falls fallend du vom Dach verschwandest, so brems, bevor du unten landest“
(Heinz Erhardt)

Der Krieg ist vorbei, die Zukunft hat gewonnen. Die Vergangenheit hatte nie eine echte Chance, Mann.“
(Homer Simpson)

Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens werden Geist und Auge an ein halbes und falsches Sehen und Urteilen gewöhnt“
(Nietzsche)

Das Königreich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte, und man wird nicht sagen: „Sieh hier“ oder: „Sieh dort“.
Denn siehe, das Königreich Gottes ist in euch.
(Jesus)

Vielen Dank für eure Briefe, Mails, Ermutigungen und persönlichen Lebensberichte. Ich freue mich immer wieder sehr, von euch zu lesen. Und nochmals herzlichen Dank im voraus für eure Unterstützung!

pax!
jens

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